Lernziele
Verschiedene KI-Anwendungen kennenlernen. Verstehen, wie KI für das Gemeinwohl hilfreich sein kann. Sich mit Fragen wie Bias und fairer Datennutzung auseinandersetzen. Durch Beispiele erste Anwendungsideen entwickeln.
KI-Modelle und Anwendungen
Künstliche Intelligenz ist vielseitig, je nach Aufgabe wird ein anderes Modell verwendet.
Natural Language Processing, kurz NLP, hilft Maschinen, Sprache zu verstehen, zu verarbeiten und zu beantworten. Beispiele sind Chatbots, die auf Nachrichten reagieren, oder Tools, die lange Texte zusammenfassen.
Spracherkennung wandelt gesprochene Sprache in Text um, etwa bei Diktierfunktionen oder automatischen Untertiteln.
Generative KI erstellt neue Inhalte, wie Texte, Bilder, Musik oder Videos. ChatGPT ist ein Beispiel dafür, es antwortet auf Fragen in natürlicher Sprache. Bildgeneratoren machen aus Texteingaben Bilder.
Computer Vision erkennt, was auf Bildern oder in Videos zu sehen ist, etwa Gesichter, Objekte oder die Anzahl von Personen. Das kommt zum Beispiel in der Medizin oder bei der Google-Bildersuche zum Einsatz. Ein weiteres Beispiel sind Überwachungssysteme, die mit Gesichtserkennung gekoppelt sind. Meistens werden solche Kamerasysteme für die Justiz oder Grenzkontrolle eingesetzt und sind an vielen öffentlichen Orten verbreitet. Für Unternehmen und Privatpersonen ist der Einsatz von Gesichtserkennung nach dem European AI Act verboten.
Empfehlungssysteme analysieren Dein Verhalten und schlagen Dir passende Inhalte vor, zum Beispiel Produkte in Online-Shops oder Filme in Streaming-Portalen.
Anomalie-Erkennung findet ungewöhnliche Muster, etwa bei Betrugsversuchen im Online-Banking oder Störungen in der Logistik.
Robotik nutzt Künstliche Intelligenz, um Maschinen zu steuern, wie etwa Staubsaugerroboter, Drohnen oder selbstfahrende Autos.
Es gibt also nicht „die eine“ KI, sondern viele spezialisierte Systeme.
KI für das Gemeinwohl
Künstliche Intelligenz kann gezielt eingesetzt werden, um Barrieren in Bildung, Kommunikation und Teilhabe abzubauen. Das nennt man „KI für das Gemeinwohl“.
Zugang zu Bildung: KI kann helfen, Wissen verständlicher zu machen, zum Beispiel mit interaktiven Lernplattformen, automatischen Texterklärungen oder Übersetzungen in Leichte Sprache. Das ist besonders hilfreich für Kinder, ältere Menschen, neurodivergente Menschen oder Mitarbeitende in sozialen Berufen.
Digitale Inklusion: Viele Menschen stoßen online auf Barrieren, unverständliche Sprache, unübersichtliche Webseiten oder fehlende Unterstützung. Hier kann KI helfen mit Sprachausgabe für Menschen mit Sehbehinderung, Apps zur Vereinfachung von Texten oder Tools, die Gebärdensprache erkennen und übersetzen.
Beratung: KI-gestützte Chatbots sind rund um die Uhr erreichbar. Sie beantworten Fragen, helfen bei Formularen. Und sie können automatisch Gesprächsnotizen erstellen.
Demokratie stärken: KI kann Hassnachrichten aufspüren, Beteiligung erleichtern und schwierige Themen verständlich erklären. Dabei sind Datenschutz und ethische Standards entscheidend, besonders im Umgang mit sensiblen Daten. Das Projekt „Demokratische KI“ erarbeitet mit gemeinwohlorientierten Organisationen eine Selbstverpflichtung für den verantwortungsvollen Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Zivilgesellschaft.
Beispiel: Demokratische KI
KI für Nachhaltigkeit: Die KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz fragt: Können wir Künstliche Intelligenz für Nachhaltigkeit einsetzen? Und können wir KI selbst nachhaltig entwickeln? Es wurden bereits mehrere Pilotprojekte mit KI umgesetzt: Mit automatisierter Bilderkennung wurden zum Beispiel die Bestände von Seegraswiesen erfasst.
Beispiel: KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz: Nachhaltige KI, Seegurke sucht Seegraswiese
KI kann also ein Werkzeug für mehr Teilhabe und Fairness sein, wenn wir sie gezielt, transparent und verantwortungsvoll einsetzen.
ÜBUNG: ethische Reflexion am Praxisbeispiel
Schritt 1: Höre Dir die folgenden drei Praxisbeispiele an.
Schritt 2: Überlege, welche Chancen und Risiken sich zu jedem Projekt ergeben in Bezug auf Bias/Diskriminierung, sensible Daten/Datenschutz und Nachhaltigkeit. Welche Informationen geben Lorenz, Clara und Frank? Welche Punkte fallen Dir ein?
Schritt 3: Unter jedem Interview findest Du ein Dokument, in dem wir Chancen, Risiken und Maßnahmen zur Risikominimierung für das jeweilige KI-Projekt zusammengefasst haben. Lade es Dir herunter und reflektiere, welche Informationen für dich neu sind. Später in Kapitel 4 gehen wir genauer auf ethische und rechtliche Rahmenbedingungen ein.
Demokratieförderquote
Lorenz Grünewald-Schukalla ist Referent für digitale Technologien und Innovation beim AWO-Bundesverband. Im Team AWO digital kümmert er sich um Fragen sozialer Datennutzung. Also, wie kann die AWO eigene oder öffentliche Daten nutzen, um Werte für ihre Zielgruppen zu stiften. Zuletzt hat Lorenz mit seinem Team die Demokratie-Förderquote auf Bundesebene berechnet: Nur 0,11 Prozent der Gesamtausgaben waren 2024 der Politik demokratiefördernde Projekte für die Zivilgesellschaft wert.
Interview mit Lorenz Grünewald-Schukalla anhören
Überlege, welche Chancen und Risiken sich zum Projekt der Demokratieförderquote ergeben in Bezug auf Bias/Diskriminierung, sensible Daten/Datenschutz und Nachhaltigkeit. Welche Informationen gibt Lorenz? Welche Punkte fallen Dir ein?
Lade dir die Bewertung von Chancen und Risiken des Projekts Demokratieförderquote (pdf) herunter und vergleiche die Analyse mit deinen eigenen Antworten.
Nachhaltige KI
Clara Isakowitsch ist Referent*in für Data Science und Künstliche Intelligenz bei der KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz. Die Initiative führt Forschungsprojekte durch und organisiert Bildungsangebote für Interessierte aus der Zivilgesellschaft. Menschen können sich hier beraten lassen, wenn sie KI nachhaltig einsetzen wollen für Umwelt, Klima oder Naturschutz. Das Projekt wird gefördert durch das Bundesumweltministerium.
Im Impact Hub in Berlin-Neukölln, einem Co-Working-Space für StartUps, gibt es Räume für Veranstaltungen und vor allem, um ins Gespräch zu kommen. Zusammen mit der Autorin Julia Schneider, der Illustratorin Pauline Cremer und dem KI-Experten Marcus Voß hat Clara den Comic KI nachhaltig entwickeln? Seegurke sucht Seegraswiese erarbeitet.
Interview mit Clara Isakowitsch anhören
Überlege, welche Chancen und Risiken sich zu nachhaltiger KI ergeben in Bezug auf Bias/Diskriminierung, sensible Daten/Datenschutz und Nachhaltigkeit. Welche Informationen gibt Clara? Welche Punkte fallen Dir ein?
Lade dir die Bewertung von Chancen und Risiken der KI Ideenwerkstatt für Umweltschutz (pdf) herunter und vergleiche die Analyse mit deinen eigenen Antworten.
Plattform für Krisensituationen
Frank Gerhardt ist Projektmanager bei Sunflower Care. Der Verein unterstützt Geflüchtete aus der Ukraine und hilft bei der Evakuierung von verletzten Menschen und Menschen mit Behinderung aus den Kriegsgebieten. Darüber hinaus entwickelt Frank die Plattform We care remote, die Geflüchteten und gemeinwohlorientierten Organisationen helfen soll, zukünftige Krisen schneller und effizienter zu bewältigen.
Interview mit Frank Gerhardt anhören
Überlege, welche Chancen und Risiken sich zur Plattform für Krisensituationen ergeben in Bezug auf Bias/Diskriminierung, sensible Daten/Datenschutz und Nachhaltigkeit. Welche Informationen gibt Frank? Welche Punkte fallen Dir ein?
Lade dir die Bewertung von Chancen und Risiken der Krisenplattform We Care Remote (pdf) herunter und vergleiche die Analyse mit deinen eigenen Antworten.