Wie du die Dramaturgie deiner Medienproduktion gestaltest. Storytelling bedeutet, Geschichten zu erzählen. Aus der Gehirnforschung wissen wir: Das ist die Art und Weise, wie wir uns Inhalte am besten merken können.
Gute Geschichten habe eine Heldin oder einen Helden. Das kann auch eine Gruppe, ein Tier, ein Gegenstand oder ein Abstraktum – also etwas Nichtgegenständliches – wie Glück, Stress oder Schönheit sein. Gute Geschichten zeigen einen Konflikt auf oder beantworten eine Frage. So erzeugen sie Spannung. Sie sprechen uns emotional an. Sind sie anschaulich, also mit konkreten Beispielen erzählt, können wir sie gut verstehen. Vielleicht ist dir beim Lesen aufgefallen, dass viele dieser Punkte schon in der Checkliste für gute Themen vorkamen, mit der wir ganz am Anfang unsere Idee geprüft haben 🙂
Jede Geschichte braucht einen Anfang, eine Mitte und ein Ende
„Was für eine banale Aussage“, denkst du jetzt wahrscheinlich. Und trotzdem ist sie wahr und wichtig. Beginnen wir vorne. Der Anfang ist ein Versprechen an das Publikum: Jetzt folgt eine Geschichte, ein Inhalt, der es wert ist, angeschaut zu werden.
Die Zeit, die du dafür hast, hängt von der Länge deiner Medienproduktion und der Rezeptionssituation ab. Bei einem zweistündigen Kinobesuch, für den wir uns bewusst entschieden haben, akzeptieren wir ohne Weiteres eine 20-minütige Einleitung. Ein kurzes Video, das auf Social Media in deinem Newsfeed auftaucht, muss dagegen schon in wenigen Sekunden überzeugen. Plane deshalb diese ersten 6 bis 15 Sekunden sehr genau. Die Nutzer*innen müssen danach so neugierig geworden sein, dass sie den Rest des Videos sehen wollen.
Schon ein einzelnes Bild kann ein Versprechen sein. Welches Abenteuer haben diese beiden auf ihrem Weg zum Sonnenaufgang wohl erlebt?
Am Ende deiner Geschichte bekomme ich als Zuschauer*in die versprochene Belohnung. Die kann sehr unterschiedlich aussehen: Ich habe etwas dazu gelernt. Du hast mich unterhalten oder überrascht. Du hast mich zum Nachdenken angeregt oder meine Neugier befriedigt. Die Gestaltung hat mich visuell ästethisch beeindruckt oder du hast es geschafft, eine Nähe zu deinen Protagonist*innen zu erzeugen, an der ich teilhaben kann.
In der Mitte bringst du die Argumente unter, die du in der Recherche ausfindig gemacht hast. Denke an die Abwechslung zwischen Emotion und Information, komplexen Aussagen und anschaulichen Beispielen, Spannung und Entspannung, O-Tönen und Schnittbildern usw. Überlege, welche Reihenfolge sinnvoll ist. Von welchem Pfahl kommst du am besten zum nächsten?
Das Lernziel: eine Story für dein Thema entwickeln
In dieser Einheit lernst du, dein Treatment noch einmal kritisch zu überprüfen. Sind Anfang und Ende so gestaltet, dass dein Publikum dranbleibt und etwas mitnimmt? Enthält die Mitte alle für die Geschichte notwendigen Informationen?
Konzipiere deine Produktion im Detail
Du bist auf den letzten Metern der Konzeption, der Zeitpunkt rückt näher, an dem du mit der Produktion beginnen kannst.
Zur Konzeption gehört, dass du vor dem Dreh die recherchierten Fakten und zu erwartenden Aussagen deiner Interviewpartner*innen schon kennst. Du notierst im Treatment also nicht deine Fragen, sondern die Antworten, mit denen du rechnest. Außerdem hast du schon eine Idee, wie die Inhalte bebildert werden sollen.
Ich verlinke dir noch einmal das Tutorial zum Treatment. Hier findest du eine Vorlage für Exposé und Treatment. Bitte vor dem Ausfüllen Kopie erstellen!
Bitte arbeite weiter an deinem Thema und fülle den unteren Teil des Treatments aus. Beginne dabei mit der ersten Szene. Skizziere anschließend die letzte Szene. Zum Schluss bringst du die inhaltlichen Argumente oder Kapitel in dramaturgisch sinnvolle Reihenfolge. Notiere jeweils: Was sehen wir im Bild? Was hören wir auf der Tonspur? Welche inhaltliche Aussage wird in der Szene getroffen?
Kontaktpunkt: Das Treatment und deine Interviewvorbereitung solltest du mit jemandem besprechen und dir Feedback einholen. Bist du auf dem richtigen Weg? Sind Dramaturgie und Fragestellung ersichtlich? Hast du eventuell etwas übersehen?
Das Stimmungsbarometer: 😩
Vielleicht findest du es an dieser Stelle mühsam, eine Story zu entwickeln, Interviews vorzubereiten, das Treatment zu schreiben, mit dem Team klarzukommen. Je nachdem, wie weit du in dieser Phase der Konzeption bist, kann das Stimmungsbarometer in ganz unterschiedliche Richtungen zeigen. Jede Autorin und jeder Künstler kennt das Gefühl, nicht voranzukommen. Wichtig ist, dass du jetzt nicht aufgibst. Wenn du gar nicht weiterkommst, warte nicht lange, sondern sprich mit jemandem darüber.
Weiterführende Informationen
- Storytelling für Journalisten – Wie baue ich eine gute Geschichte, Marie Lampert, Rolf Wespe, Praktischer Journalismus, Verlag van Halem. Auf ihrer Website analysiert Marie Lampert Textbeispiele, und zeigt, was eine gute Geschichte ausmacht.
- Videotutorial „Kleiner Fotokurs – Geschichte und Gestaltung“ von Sandra Beuck
- Ada Rhode: Infografik „Crossmediale Medienproduktion“ (pdf, 4 Seiten)