Podcast herIDEA – sie, engagiert, diverskulturell

Im März 2020 werde ich Teil des Teams im Forschungsprojekt IDEA – Inklusives Digitales Erinnerungsarchiv, eine Kooperation der Hochschule Furtwangen und der Katholischen Hochschule Freiburg.

„Wir müssen lernen und üben, auch andere Perspektiven einnehmen zu können, damit wir überhaupt miteinander ins Gespräch kommen können.“

IDEA möchte die Lebensgeschichten gesellschaftlich engagierter Frauen mit Migrationsgeschichte sammeln und im sogenannten MIGRACHIV sichtbar machen. Das Oral-History-Projekt arbeitet partizipativ. Die Interviews sollen später in Frauenarchiven beforscht werden können. Als öffentlich sichtbares Projektergebnis entsteht der Podcast herIDEA – sie, engagiert, diverskulturell: 32 Interviews mit Zeitzeuginnen sowie neun journalistische Interviews von Studierenden der Hochschule Furtwangen.

Ein herausfordernder Start

Meine neuen Kolleginnen der Katholischen Hochschule Freiburg treffe ich genau zweimal, bevor das ganze Land in den Corona-Lockdown geht. Wir stehen vor der Aufgabe, uns als Team zu finden und digitale Organisationsstrukturen aufzubauen. Die sechs Studierenden der Hochschule Furtwangen werde ich erstmals im Juli in Präsenz sehen.

Im ersten Projektsemester erstellen wir mit der studentischen Projektgruppe Leitfäden und Videotutorials, wir konzipieren und gestalten die Website und führen im Sommer einen Präsenz-Workshop mit Zeitzeuginnen und Interviewerinnen an der Katholischen Hochschule Freiburg durch. Es sollte bis zur Abschlussveranstaltung im Mai 2022, der einzige Workshop in Präsenz bleiben.

Workshop Internationaler Frauen #SpreadOurStories

Die Internationalen Frauen erarbeiten zum Abschluss des Forschungsprojekts IDEA ein Manifest für mehr Sichtbarkeit, Anerkennung und Teilhabe. Die Videodokumentation lässt die Frauen selbst zu Wort kommen und benennt ihre Wünsche und Forderungen an Gesellschaft und Politik.

Team: Cancel Coskun, Marleen Hahn, Nadine Klinkewitz, Ada Rhode | 2022

Im zweiten Semester geht es erneut in den Lockdown. Wir haben dennoch zu keinem Zeitpunkt des Projekts das Gefühl, nicht arbeitsfähig zu sein. Wir konzipieren den Podcast herIDEA und erstellen die ersten Folgen. Dabei arbeiten wir partizipativ. Die Frauen interviewen sich gegenseitig mit ihren Smartphones und Ansteckmikrofonen. In kleinen Teams bearbeiten und besprechen wir gemeinsam unsere ersten Eindrücke, das Konzept, den Sprechertext, den Rohschnitt und treffen uns schließlich mit der Zeitzeugin, um ihre Meinung einzuholen. Alle Treffen finden per Videokonferenz statt, was von allen Beteiligten Geduld und Disziplin erfordert, aber schlussendlich sehr gut funktioniert.

herIDEA Comic-Reihe #weareequal
Auf den ersten Blick sind wir anders, auf den zweiten sind wir gleich - #weareequal

Ins zweite Jahr starten wir mit einer neuen Projektgruppe und weiteren 12 Studierenden im Wahlfach Gesellschaft und Medien. Der Prozess der Podcastproduktion ist inzwischen eingespielt. Wir überlegen, wie wir das Thema Sichtbarkeit, Anerkennung und Chancengerechtigkeit von Frauen mit Migrationsgeschichte mit visuellen Medien abbilden können. Die Studierenden recherchieren zu Rassismus und Feminismus und entwickeln die Comic-Reihen #weareequal und #sheroes sowie ein Instagram-Reel zu Diskriminierung bei der Anerkennung von ausländischen Studienabschlüssen.

herIDEA Comic-Reihe #sheroes
Was ist deine Superkraft? Ich bin eine Frau! #sheroes

Was ich bei IDEA gelernt habe

Das Forschungsprojekt IDEA war auf mehreren Ebenen sowohl eine Herausforderung als auch eine Bereicherung. Die Umstellung auf die Online-Zusammenarbeit war dabei die kleinste Hürde für mich. Schlussendlich habe ich fast drei Jahre überwiegend aus dem Homeoffice gearbeitet.

Schwierig war der Zeit- und Leistungsdruck, bis zu hundert Studierende gleichzeitig und häufig individuell oder in Kleingruppen zu betreuen. Parallel zu IDEA leitete ich das Hochschulfernsehen GLFtv, unterrichtete das 2. Semester OnlineMedien in AV-Produktion und arbeitete in der journalistischen Ausbildungsredaktion uniCROSS als Crossmedia-Koordinatorin. Heute glaube ich, dass die Koordination von drei bis vier Teilzeitjobs in Präsenz nicht möglich gewesen wäre.

Sehr bereichernd empfand ich die Zusammenarbeit mit den Frauen, die in IDEA aktiv waren. Ihre Geschichten zu hören, ihre Energie und manchmal auch Verzweiflung zu spüren, über die Hindernisse von Migration und strukturelle Diskriminierung zu lernen, hat meinen Blick sehr geweitet.

Im Interview für den Newsletter der Fakultät Digitale Medien blicke ich zurück auf die Erfahrungen und Erkenntnisse des Projekts IDEA.

Interview: Nanette Rösler im Newsletter der Fakultät Digitale Medien, HFU, Dezember 2022

Das Projekt IDEA endet im Oktober 2022. Die Katholische Hochschule Freiburg erhält eine Förderzusage für das Projekt SPEAK OUT! Gegen Rassismus und Sexismus (2023-24)