Der HFU Lehrpreis richtet sich an Lehrende der Hochschule Furtwangen und verfolgt das Ziel, gute und innovative Lehre nachhaltig zu fördern. Studierende schlagen Lehrveranstaltungen vor, eine Fachjury beurteilt die Nominierungen.
„Learning is supposed to feel uncomfortable“ lautet der Titel meiner Rede anlässlich der Preisverleihung, die ihr hier nachlesen könnt.
Die Preisverleihung
Ich muss sagen, der Tag war sehr aufregend für mich. Der Rektor, Prof. Rolf Schofer, würde mir den Lehrpreis im Rahmen der Erstsemesterbegrüßung in der Stadthalle Furtwangen verleihen. Mir war gesagt worden, dass ich eine kurze Rede halten könne. Nur Danke zu sagen, kam also nicht mehr in Frage, und ich musste mir selbst die Frage beantworten, was mir wichtig ist, was ich mitzuteilen hatte.
Ich sammelte also Ideen, verwarf sie wieder, und der große Tag rückte näher. Ich hatte ein Zitat gefunden, das mir gefiel, aber noch keine Ahnung, wie ich daraus eine Geschichte konstruieren könnte, die einen Bezug zu meinem Publikum haben würde – etwa 200 jungen Menschen, die ihr Studium begannen, und denen es wahrscheinlich eher egal war, wer hier einen Lehrpreis gewann. Sie kannten ja ohnehin noch niemanden, und es waren auch keine Studierenden meiner Fakultät unter ihnen.
In Kinofilmen fällt der Heldin oder dem Helden im letzten Moment doch auch immer etwas ein. Und so war es tatsächlich: Am Vorabend beim Zähneputzen hatte ich den zündenden Gedanken. Ich kritzelte ihn noch schnell auf einen Zettel und schlief beruhigt ein 🙂
Learning ist supposed to feel uncomfortable
Vielen Dank, ich freue mich sehr. Ich habe darüber nachgedacht, was ich heute sagen könnte vor diesem Publikum. Denn das ist tatsächlich die erste Lektion im Kurs Crossmediale Medienproduktion: Ist das, was ich vermitteln möchte, für die Zielgruppe relevant?
Wenn wir jetzt in der Aula wären, wo in diesem Moment die Erstsemester der Fakultät Digitale Medien begrüßt werden – das ist die Fakultät, in der meine Lehrveranstaltung angeboten wird – wäre es einfach.
Wahrscheinlich würde ich den Studierenden schmackhaft machen, im Hauptstudium Crossmediale Medienproduktion zu belegen – also ein bisschen Werbung machen.
Jetzt stehe ich hier aber vor angehenden Informatikern, Wirtschaftsinformatikern und Ingenieuren, die sich ja gerade nicht dafür entschieden haben, „irgendwas mit Medien“ zu studieren.
Also musste ich mir etwas anderes überlegen: etwas über das Lehren und das Lernen. Denn dafür steht der HFU-Lehrpreis ja schließlich.
So bin ich über einen Artikel gestolpert, den der Führungskräfte-Coach, Peter Bregman, im August in der Harvard Business Review veröffentlicht hat.
Wobei ich dazu ehrlicherweise sagen muss, dass ich die Harvard Business Review nicht regelmäßig lese 😉
Nein, ich bin in einem Newsletter, den ich abonniert habe, darauf gestoßen. Ein Newsletter, der zufällig meinen Namen trägt – oder besser den von Ada Lovelace – der britischen Mathematikerin, die als die Frau gilt, die den ersten Programmcode aufschrieb, und nach der eine Programmiersprache benannt wurde. Und jetzt sind wir doch bei der Informatik angekommen.
Aber zurück zu Peter Bregman. Sein Artikel trägt den Titel „Learning is supposed to feel uncomfortable“ – Lernen soll sich unangenehm anfühlen. Das ist erst mal überraschend. Heißt es doch immer: Lernen solle Spaß machen.
Bregman sagt, dass jede Anfängerin und jeder Anfänger sich zunächst ungeschickt und unfähig fühle. Das sei aber nur eine Phase, an deren Ende wir etwas Neues können.
Der Akt des Lernens sei nun mal in erster Linie rational, die Erfahrung des Lernens hingegen vor allem emotional. Aber genau diese Angst davor, als Anfänger*in dazustehen und Fehler zu machen, halte viele Menschen vom Lernen ab.
Wichtig sei, sich von diesem Schmerz nicht abhalten zu lassen, denn nur dann sei persönliches Wachstum möglich. Hinter allem, was leicht aussieht, steckt eben vor allem eines – harte Arbeit.
Deshalb ist dies meine Botschaft an euch: Überwindet euch. Packt Aufgaben an, bringt sie zum Ende. Erst danach werdet ihr den Erfolg auch emotional zu spüren. Ihr werdet das unbehagliche Gefühl überwinden. Und könnt stolz sein auf das Ergebnis oder aus euren Fehlern lernen.
Zum Schluss möchte ich aber trotzdem noch ein bisschen Werbung machen. Die Videos, die die Studierenden in meiner Lehrveranstaltung produzieren, könnt ihr bei unserem Campusfernsehen sehen. Ihr findet uns im Internet und den Social Media Kanälen unter GLFtv – wie Gute Laune Furtwangen.
Und weil der Bürgermeister von Furtwangen die Redewendung zitierte: „Furwangen ist, was du draus machst“, hier das Video von 2003, für das Studierende in einem Kurs den Spruch erfanden. Jahrelang wurde das Video vom AStA bei Erstsemesterbegrüßungen gezeigt.