KI als Tool für Perspektivenvielfalt

Künstliche Intelligenz als Werkzeug für Perspektivenreichtum im Journalismus am Beispiel der Ausbildungsredaktion uniCROSS

Masterarbeit im Studiengang Zukunftsdesign an der Hochschule Coburg, August 2024, Ada Rhode

Medien haben in Demokratien eine Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit. Digitale Medien, soziale Netzwerke und künstliche Intelligenz haben die Art und Weise, wie Nachrichten verbreitet und konsumiert werden, stark verändert.

Aufmerksamkeitsökonomie und Algorithmen haben dazu geführt, dass Informationen, die uns erreichen, häufig verkürzt, emotional aufgeladen oder schlicht falsch sind. Dabei sind Akteure in Politik und Medien häufig selbst Teil des Problems, indem sie polarisierende Narrative verbreiten.

Befürworter*innen des Konstruktiven Journalismus plädieren für mehr Lösungsorientierung, Perspektivenreichtum und konstruktiven Dialog, um Nachrichtenvermeidung, Politikverdrossenheit und der zunehmenden Diversifizierung der deutschen Gesellschaft zu begegnen.

Meine Masterarbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob die Zusammenarbeit von Mensch und künstlicher Intelligenz helfen kann, im Journalismus perspektivenreicher zu berichten.

Mithilfe von Personas und dem Navigator für Perspektivenvielfalt, einem ChatGPT-Chatbot, zeige ich, wie Journalist*innen dabei unterstützt werden können, Perspektiven einzunehmen, die nicht ihre eigenen sind. Die Ergebnisse finden Eingang in journalistische Themen und Formate.

Demokratische Gesellschaften in der digitalen Welt (Kapitel 1)

Wir leben in einer Welt voller Krisen, in der Extremwetter, Desinformationen durch Künstliche Intelligenz und gesellschaftliche Polarisierung den Alltag prägen. Studien zeigen alarmierende Entwicklungen: Planetare Grenzen sind überschritten, Mikroplastik findet sich im Blut, und soziale Ungleichheiten steigen.

Zukunftsforschende sprechen von einer Omnikrise, die nicht nur unser Handeln, sondern auch unser Denken herausfordert. Wie können Medien, Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam Perspektiven schaffen, um den Wandel aktiv zu gestalten?

Journalistische Medien sind essenziell für stabile Demokratien: Sie informieren, kontrollieren politische Macht und fördern den gesellschaftlichen Diskurs. Wie können sie ihre Verantwortung in einer zunehmend komplexen Welt wahrnehmen? Welche Rolle spielen Medien im digitalen Zeitalter und welche Kompetenzen brauchen Journalist*innen heute, um Demokratien zu stärken und Orientierung zu bieten.

Das Internet hat sich seit seiner Erfindung grundlegend verändert: Einst dezentral und langsam, dominieren heute soziale Medien und Algorithmen die Verbreitung von Informationen. Plattformen wie TikTok und Instagram beeinflussen durch den Content Graph, welche Inhalte Nutzer*innen sehen, und fördern so oft einseitige Perspektiven.

Gleichzeitig nutzen Politiker und Unternehmen die Macht dieser Netzwerke für eigene Zwecke, was den gesellschaftlichen Diskurs und die Demokratie herausfordern. Wie können wir in einer Algorithmus gesteuerten Welt einen konstruktiven und faktenbasierten Austausch sichern?

Emotionen und kognitive Verzerrungen prägen unser Denken und Handeln – auch in der Politik und im Journalismus. Von Negativitäts- bis Confirmation-Bias: Unser Gehirn filtert Informationen auf oft unbewusste Weise. Medien beeinflussen diese Prozesse, indem sie Informationen emotional aufladen oder verzerren.

Doch es gibt Hoffnung: Unser Gehirn bleibt lernfähig. Journalist*innen können durch lösungsorientierte Berichterstattung und positive Zukunftsnarrative Verantwortung übernehmen und so Polarisierungen überwinden. Wie lassen sich Medien und ihre Inhalte bewusster gestalten, um die Gesellschaft konstruktiv zu prägen?

Das Vertrauen in Nachrichten sinkt, Nachrichtenvermeidung steigt, und rechte Ideologien finden in Krisenzeiten Zulauf. Gleichzeitig wird die deutsche Gesellschaft diverser, doch Medien bilden diese Vielfalt oft unzureichend ab.

Wie kann Demokratie gestärkt werden, wenn kurzfristige Politiken langfristige Herausforderungen ignorieren? Studien zeigen, dass mehr Bürgerbeteiligung und partizipative Demokratie Wege aus der Krise bieten könnten. Wie können Medien und Politik den Dialog fördern und Vielfalt als Stärke nutzen?

Wie polarisiert ist die deutsche Gesellschaft wirklich? Die Studie Triggerpunkte zeigt: Konflikte existieren in Bereichen wie Armut, Migration, Anerkennung und Klimakrise, doch eine tatsächliche Spaltung gibt es nicht. Vielmehr erzeugen politische und mediale Akteure den Eindruck von Lagerbildung durch emotionalisierte Debatten.

Die stille Mitte wird oft übersehen, während extreme Ränder dominieren. Die Lösung? Mehr Offenheit für Perspektivenvielfalt und ein sachlicher Dialog, der Konsens ermöglicht – eine Aufgabe für Politik, Medien und Zivilgesellschaft gleichermaßen.

Wie kann Demokratie gelebt und erlernt werden? Gerhard Himmelmann betont die Bedeutung von Ich-, sozialen und Demokratie-Kompetenzen. Diese Fähigkeiten fördern nicht nur Wissen über politische Systeme, sondern auch Fairness, Empathie und aktive Teilhabe.

In einer beschleunigten Welt sieht Hartmut Rosa Resonanz als Schlüssel: Soziale, materiale und existentielle Verbindungen stärken unser Verhältnis zur Welt. Medien und Politik können Resonanzräume schaffen, um Selbstwirksamkeit und konstruktive Debatten zu fördern – und so demokratische Kompetenzen und die stille Mitte der Gesellschaft stärken.

Künstliche Intelligenz für mehr Perspektivenreichtum im Journalismus (Kapitel 2)

Die offene Gesellschaft ist geprägt von Vielfalt, Individualisierung und komplexen Aushandlungsprozessen. Während frühere Gemeinschaften klare Strukturen boten, fordert die Wissensgesellschaft kritisches Denken, Empathie und Ambiguitätstoleranz.

Konflikte entstehen, wenn neue Gruppen Teilhabe einfordern, sei es durch Migration, Geschlechtergerechtigkeit oder Diversität. Medien können hier Brücken bauen: Sie ermöglichen Perspektivwechsel, fördern den Dialog und unterstützen so eine gerechte Verhandlung von Ressourcen und Werten in einer immer vielfältigeren Gesellschaft.

Konstruktiver Journalismus stärkt politische Kultur und Teilhabe durch lösungsorientierte, perspektivenreiche und dialogfördernde Formate. Er begegnet Vorurteilen, erklärt komplexe Themen und fördert Empathie. Trotz Herausforderungen durch soziale Medien können Journalist*innen so Resilienz und Vertrauen fördern, um die Demokratie in einer dynamischen Welt zu stärken.

Personas machen Zielgruppen greifbar: Sie beschreiben fiktive, aber realitätsnahe Profile, die Bedürfnisse, Ziele und Herausforderungen einer Zielgruppe abbilden. Dabei geht es um mehr als Demografie – Motivation und Schmerzpunkte sind entscheidend.

Von Buyer- bis Future-Personas helfen sie, Angebote zielgerichtet zu gestalten und Vielfalt zu berücksichtigen. Negative Personas identifizieren potenzielle Hindernisse, um Lösungen zu entwickeln und die Ansprache zu optimieren.

  • Generative KI: neuronale Netze und Large Language Models
  • Künstliche Intelligenz im Journalismus
  • Digitale Ethik: Value Sensitive Design
  • Mit ChatGPT perspektivenreiche Antworten generieren

Vielfalt bei uniCROSS (Kapitel 3)

  • Fragebogen zur Deskription der Redaktionsmitglieder
  • uniCROSS Personas
  • Personas für studentische Zielgruppen

Navigator für Perspektivenvielfalt (Kapitel 4)

  • Forschungsdesign
  • Ergebnisse Navigator für Perspektivenvielfalt
  • Analyse und Bewertung

Perspektivenvielfalt für die Demokratie (Kapitel 5)